Wie wird Parfüm hergestellt und welche Inhaltsstoffe sind enthalten?

Wie wird Parfüm hergestellt und welche Inhaltsstoffe sind enthalten?

Jeden Tag trifft unsere Nase auf die verschiedensten Düfte. Einige sind angenehm, andere eher abstoßend. Selbiges gilt für Parfüms – jeder Mensch hat ein anderes Empfinden darüber, welche der Düfte angenehm sind und welche nicht. Grundsätzlich ist ein Parfüm nichts weiter als eine flüssige Mischung aus Wasser, Alkohol und Duftstoffen.

Vor mehr als 5.000 Jahren war den Ägyptern bereits bekannt, dass Düfte eine starke Anziehungskraft besitzen. Deshalb haben sie ihre Kosmetik mit Duftessenzen „verschönert“. Selbst die Toten wurden zur Ehrung mit parfümiertem Salböl balsamiert. In Europa ist die Parfüm-Herstellung seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Leider wird heute jeder Duft als Parfüm bezeichnet. Genau genommen sind nur Gemische mit Duftkonzentrationen von 15 Prozent und mehr ein Parfüm.

Duft-Klassen

Man unterscheidet zwischen insgesamt vier Duftklassen:

  • Parfüm ist mit einem Anteil von 15 bis 30 Prozent sogenannter Riechstoffe die am höchsten konzentrierte Variante. Die Dosierung ist dementsprechend sparsamer, der Duft hält bis zu sechs Stunden an.
  • Eau de Parfüm enthält acht bis 14 Prozent Riechstoffe.
  • Im Eau de Toilette sind sechs bis neun Prozent Riechstoffe zu finden.
  • Lediglich drei bis fünf Prozent Riechstoffe charakterisieren das Eu de Cologne, welches die stärkste Verdünnung aufweist.

Alle vier Konzentrationen setzen sich aus Basis-, Herz- und Kopfnote zusammen. Letztere riecht man bereits beim Öffnen des Flakons beziehungsweise beim Versprühen des Parfüms. Der Duft verfliegt schnell und offenbart die Herznote, den „Hauptduft“, welcher sich innerhalb der ersten zwei Stunden nach Auftrag auf der Haut entfaltet. Die Basisnote nehmen Menschen zum Schluss war. Sie besteht aus lang anhaltenden Duftstoffen und bleibt dem Menschen am längsten in Erinnerung. Das Eau de Cologne besitzt als einzige Konzentration keine Basisnote, deshalb ist es auch nicht lang anhaltend.

Das Problem heute ist die Methode, Parfüm zu testen. In Läden sind Teststreifen zu finden. Parfum riecht aber auf jeder Haut anders und entfaltet seinen wahren Duft erst nach einigen Stunden. Deshalb ist es beim Kauf ratsam, Tester mitzunehmen, die man zu Hause unbeschwert ausprobieren kann.

Parfümherstellung

Die Herstellung eines Parfums ist ein komplexer Ablauf, der je nach den im Prozess verwendeten Inhaltsstoffen sehr unterschiedlich ablaufen kann. Hauptstadt der Parfümherstellung ist Grasse, ein kleiner Ort in Frankreich, wo es das weltweit einzige Parfüm-Mueseum gibt. In der 40.000 Einwohner kleinen Stadt riecht es an jeder Ecke nach Rosen, Zitrone, Lavendel, Jasmin und Rosmarin. Insgesamt 30 Parfüm-Fabriken sind hier im Süden Frankreichs zu finden. Hier entstehen bekannte Parfüme wie Calcin Klein CK ONE, Jean Paul Galtier – Le MaleVon und Hugo Boss – Just Different. Von den weltweit 1.000 Parfümeuren, von denen jeder alleine 3.000 Gerüche erkennen kann, arbeiten 50 in Grasse. Den Titel der „Weltstadt der Düfte“ verdankt Grasse seinem Klima: Im Hinterland der Côte d’Azur ist das Wetter stets freundlich und der Sommer lang. 300 Tage im Jahr scheint die Sonne auf die Pflanzen. Dies ermöglicht den Parfüm-Fabriken, ihre Rohstoffe vor der Haustür anzubauen.

Das Prinzip der Parfüm-Herstellung ist immer dasselbe: Aus pflanzlichen Rohstoffen werden zunächst aromatische Substanzen gewonnen. Diese werden im Anschluss in destilliertem Wasser und Alkohol gelöst. Zur Herstellung dieser ätherischen Öle gibt es mehrere Verfahren:

Enfleurage: Das wahrscheinlich älteste Verfahren zur Parfüm-Herstellung. Es wird heute kaum noch genutzt, weil es sehr zeitaufwendig und somit auch teuer ist. Parfüm-Interessierte können in Grasse zusehen, wie das Aroma aus pflanzlichen Substanzen gewonnen wird. Beim kalten Verfahren wird eine Schicht von geruchsneutralem Fett auf eine Glasplatte aufgetragen, anschließend die pflanzlichen Rohstoffe auf diese Schicht. Das Fett dient in diesem Prozess als Geruchsspeicher. Um die Substanzen vom Fett zu lösen, wird das Fett in Ethylalkohol gewaschen. Bei der warmen Variante wird das Fett auf bis zu 70 °C erhitzt und in die Pflanzen eingebracht.

Destillation: Diese Methode ist für nicht besonders empfindliche Ausgangsstoffe, wie Kräuter und Hölzer, geeignet. Substanzen und Wasser werden in einem Kessel erhitzt. Durch den entstehenden Wasserdampf können die Duftstoffe den Pflanzen entweichen und ätherische Öle gewonnen werden.

Expression: Ein besonders für Zitrusfrüchte geeignetes Verfahren, bei dem Schalen von Orangen, Zitronen und Pampelmusen durchlöchert und ausgepresst werden. Die wasserhaltigen Öle werden mithilfe von feuchtem Papier von den Duftölen getrennt.

Extraktion: Dieses Verfahren kommt heute am häufigsten zum Einsatz. Mithilfe flüchtiger Gase sowie Butan oder Äther werden flüchtige Gase den Duftstoffen entzogen. Es sind nur niedrige Temperaturen vonnöten, sodass Aromastoffe kaum verloren gehen.

Gewinnung synthetischer Duftstoffe: Die Nachfrage nach naturidenten Duftstoffen ist so groß, dass die Hersteller sie nicht befriedigen können. So begann bereits im 19. Jahrhundert die Entwicklung synthetischer Duftstoffe. Düfte werden analysiert und zum Beispiel mit der Molekülsynthese kopiert, teilweise entstehen auch völlig neue Gerüche, die in der Natur nicht vorkommen. Zu den Vorteilen gehören, dass sie länger haltbar sind als natürliche Duftstoffe. Einziger Nachteil ist, dass diese Duftstoffe bei einigen Menschen Allergien auslösen.

Artikelbild: © Africa Studio/Shutterstock.com